Vor wilder Natur rytmisch bewegte Architektur: das antrosophische Haus der norwegischen Arkitektengruppe HUS im studen von Oslo.
Daß Turid Gammelsaether gerade von Espen Tharaldsen, der zur norwegischen Architekten- gruppe HUS in Bergen ge hört, ein Haus gebaut be kam, ist Zufall - und doch keiner: Die Managerin woll te schon immer mit dem bekannten anthroposophi schen Baumeister zusam menarbeiten. Doch was tun, wenn der eine in Oslo lebt und arbeitet, der andere in Bergen und das Grundstück etwa fünfzig Kilometer süd- lich der Hauptstadt liegt? Weil die Welt groß und gleichzeitig klein ist, gab es gemeinsame Freunde, die gern ein wenig Schicksal spielten: Ein »zufälliges« Treffen der Bauherrenfamilie mit dem Architekten und zukünftigen Baugrundstück brachte rasch die Entschei dung: Die wilde Umgebung mit den windzerzausten Bäumen und den steilen Felsen wänden gefiel dem Architekten ebenso gut wie die Familie - das Gespräch war schnell gefunden, und die er sten Ideen entstanden noch am gleichen Tag.
»Außen Gaudi, innen Mies van der Rohe - so sah ursprünglich unser Konzept aus«, sagt Espen Tharaldsen, »aber die Bauherren wünschten sich, daß es auch ein Märchenhaus für die Kin der werden sollte, und dann haben wir Durchgänge undÜbergänge eingebaut, durch die nur die Kleinen und die Katzen durchkriechen oder wo sie sich verstecken können. "Jetzt ist Fugleklo, die Vogelkralle, ein Gebäu de, in dem sich Anspannen und Entspannen rhythmisch abwechseln: Die Räume, die nur kurze Zeit benutzt werden, sind formenreicher gestaltet als diejenigen, in denen länger verweilt wird.
Besitzer und Architekten haben das Haus in langen Gesprächen gemeinsam er arbeitet und geplant - auch den genauen Standort des Gebäudes: Mit einem ein einhalb Meter hohen Holz modell versuchten sie die Sonneneinstrahlung auf das zukünftige Haus zu testen.
Wenn anthroposophisch bauen heißt, der Mensch sol le mit dem Gebäude einge bunden sein in seine Umge bung, dann ist »Pugleklo« wirklich ein Haus im Sinne vonRudolf Steiner: DieBäume, die auf dem Grundstück standen, wurden ein Jahr lang trocken gelagert und anschließend als Träger im Ge bäude verwendet, die Farben des Hauses sind den dahinter aufragenden Felsen angepaßt, der Bau schmiegt sich deshalb den Steinmassen an und steht doch mit sei nen steilen, tief herunterge zogenen Dächern und den hohen schmalen Giebeln eigenständig und selbstbewußt vor der aufbrausenden Natur. Die melodische Bewegung der Giebel und der daran angenagelten Holzlatten entspricht dem musikinspirierten Bauen, das dem Begründer der anthroposophi schen Lehre vorschwebte: die »Einheit von Bauform und Wort oder Musik«.
Daß es ein biologisches Haus ist, versteht sich bei einem Bau von Espen Tharald sen von selbst: Außer der Plastikisolierung im Badezimmer wurde keine Chemie verwendet, die Holzfußboden sind mit organischem Öl gestrichen, fest gepreßtes Papier und Holz dämmen Dach und Wände gegen die strengen Winterwinde, die Möbel sind aus mit Naturfar ben gestrichenem Holz.
E. T.
