1929 wurde in Bergen die erste Waldorf schule in Skandinavien gegründet. In der Nähe der Schule konnte nach zwan zigjährigem Provisorium ein neuer Kindergarten eingeweiht werden, der Platz für zwei Gruppen mit je achtzehn Kin dern und einen Hort für etwa dreißig Kinder bietet. Zunächst wurde genau beobachtet, wie die Stimmungen der Kinder wechselten und divergierten und daraus dann eine Formensprache entwickelt, die nicht auf Symbole und Allegorien zurückgreift, sondern sich unmittelbar aus Quellen nährt, aus denen früher die Märchen von Trollen und Prinzessinnen entstanden sind.
Zwischen innen und außen Die gekrümmte Grundrißform rührt daher, daß alle drei Eingänge der im Innenraum getrennten Kindergruppen räume dem Freibereich unmittelbar zugeordnet sein sollten. Räume, die nun unmittelbar hinter den Eingängen liegen, haben urchgangscharakter, vermitteln zwischen innen und außen, bieten Aus und Einblicke. Vom Eingangsbereich, der bereits im Freien liegt, werden trotz Überdachung Kälte und Wind schon spürbar, und es bietet sich ein nunmehr uneingeschränkter Blick auf die Spiel- wiese. Dem Spielplatz draußen entspre chen im Innern die Spielzimmer, wo die Kinder herumbalgen und sich austoben können oder sich bei einem Becher heißer Schokolade aufwärmen. Ganz draußen, außerhalb der Spielplätze, auf dem Wege auf und davon, beginnt der Kampf gegen Riesen, Schloßgeister, Trolle und andere Wesen . Ganz drinnen, wo den Kindern keine Gefahr drohen kann, ist es dagegen still, be ginnen sie zu träumen, sich in Aben teuergeschichten und Märchen zu ver lieren .. .
Materialien im Außenbereich sind Teer beton, Kies, Granit mit Erde vermischt, Schlamm und Beton: Oberflächen zum Anfassen, hart oder weich. Dann eine Steinwand, ein Holzzaun, ein Gebüsch keine Oberflächen mehr, sondern Hindernisse, die mehr oder weniger leicht zu überwinden sind; und schließlich Rasen, Lilien, Felsen, Löwenzahn Materialien, die beständig oder nur zeit weilig zugegen sind. All das trägt zur ganzheitlichen Erfahrung von Sub stanzen und Materialqualität bei. Und drinnen: alle Oberflächen sind transpa rent behandelt, denn Transparenz wirkt nie aufdringlich, auch wenn kräftige Farben wie Rotorange, Chromgelb, Tannengrün oder Blau verwendet werden.
E. T.
